Darmerkrankungen

Darmerkrankungen sind häufig - nicht alle sind gleich schlimm.

15-09-23
Darmerkrankungen : Entstehung und Behandlung

Wissenswertes rund um die Behandlung von Darmerkrankungen wie Divertikel oder Darmkrebs

7 Minuten
Melanie Roche
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Dr. Stephan Sager, Chefarzt Chirurgie und med. pract. Aamr Orban, Leitender Arzt Chirurgie zeigen die Entstehung von verschiedenen Darmerkrankungen und deren Behandlungsmöglichkeiten auf.

Dünndarm vs. Dickdarm

Der menschliche Darm ist prinzipiell in zwei Bereiche unterteil: den Dünndarm und den Dickdarm. Der Dünndarm beginnt am Magenpförtner und endet beim Übergang zum Dickdarm. Der Dünndarm ist seltener von Krankheiten betroffen als der Dickdarm. Dieser besteht aus drei Teilen: dem Blinddarm als ersten Dickdarm-Abschnitt, gefolgt vom Grimmdarm (Kolon), der sich in mehrere Abschnitte aufgliedert: den aufsteigenden Abschnitt (Colon Ascendens), einen von rechts nach links verlaufenden Abschnitt (Colon Transversum), einen absteigenden Abschnitt (Colon Descendens) und einen S-Förmigen Abschnitt (Sigma-Darm). Der End- oder Mastdarm (Rektum) bildet den Abschluss. Es gibt gutartige und bösartige Darmerkrankungen. Zu den häufigsten gehören Morbus Crohn, Polypen, Divertikel und Darmkrebs.

Darm und sein Verlauf

Divertikel

Die Häufigkeit von Divertikeln hat in den letzten Jahren stark zugenommen.  Ein Divertikel entsteht, wenn die innere Schicht der Darmwand durch die äussere bricht und sich wie ein Sack nach aussen stülpt. Auslöser für Divertikel sind noch nicht vollständig geklärt. Bei einer Divertikulitis entzünden sich diese Ausstülpungen und können im schlimmsten Fall platzen. Die betroffene Person leidet oft an Bauchschmerzen auf der linken Bauchseite, manchmal auch unter Blut im Stuhl. Die Diagnose wird mittels Gespräch, Untersuchung des Bauches, einem Blutbild und einer Computertomographie gestellt.

Unterschied von unkomplizierten und komplizierten Divertikel

Divertikel bereiten keine Schmerzen und sind zum grössten Teil harmlos. Nur bei rund 10% der von Divertikeln betroffenen Personen kann es zu Entzündungen oder Blutungen kommen. Dabei wird zwischen unkomplizierten und komplizierten Entzündungen unterschieden.

 

Unkomplizierte Entzündungen können mittels Antibiotika oder teilweise auch nur durch Einnahme von Schmerzmitteln behandelt werden.

 

Komplizierte Entzündungen sind begleitet von Abszessen, Fisteln, Stenosen (Darmeinengungen) und Darmwanddurchbruch (Perforation) mit schwerer eitrigen oder sogar kotigen Bauchfellentzündung.

 

Während die einfache Entzündung meistens problemlos abheilt, ist die Behandlung einer schweren Divertikulis kompliziert und teilweise mit einer Operation verbunden.

Nichtoperative Behandlung von Divertikeln

Die meisten entzündeten Divertikel können heute ohne Operation behandelt werden. Die Vergabe von Antibiotika lindert im Akutfall die Entzündung. Bei starken Schmerzen helfen Schmerzmittel zur Linderung.

Die Diagnose erfolgt durch eine Computertomographie. Dabei wird ersichtlich, wie gross die Entzündung ist und ob sich Eiter angesammelt hat. Ist dies der Fall und die Ansammlung zugänglich, kann der Eiter durch einen Schlauch abgeführt werden.

 

Von einer komplizierten Entzündung spricht man, wenn ein kleines Loch im Darm entstanden ist. Dabei strömt Luft in den Bauchraum. In diesem Fall ist ein Spitalaufenthalt notwendig. Das Antibiotikum wird in einem akuten Fall über die Vene verabreicht. Bei günstigem Verlauf schliesst sich das Loch nach kurzer Zeit unter medikamentöser Behandlung von selber wieder.

 

Nach einer akuten Divertikulitis wird nach rund 6-8 Wochen eine Darmspieglung empfohlen, sofern nicht in den letzten drei Jahren eine Spiegelung durchgeführt wurde. Dies um sicherzustellen, dass nicht ein Darmkrebs hinter der Entzündung steckt. In der Akutphase ist eine Koloskopie nicht möglich.

Operation am Da Vinci sind am See-Spital üblich.

Operative Behandlung von Divertikeln

Wir unterscheiden zwischen Notfalleingriffen und geplanten (elektiven) Operationen. Notfalleingriffe führen wir im Falle einer freien Perforation durch. Das bedeutet, dass das Loch im Darm so gross ist, dass Luft und Stuhl in die Bauchhöhle eindringt. Dies kann rasch zu einer Blutvergiftung und Bauchfellentzündung führen und ist entsprechend schnell zu operieren. Dabei wird meist in der Laparoskopie-Technik ein Teil des Dickdarmes entfernt und je nach Bedarf ein künstlicher Darmausgang angelegt. Dieser bleibt für rund 6 bis 12 Wochen bestehen, bis sich der entzündete und zusammengeführte Teil des Darms erholen konnte. Danach kann der natürliche Ausgang wiederhergestellt werden.

 

Bei einer geplanten Operation wird nach Abklingen der Divertikelentzündung bei entsprechender Notwendigkeit die Operation durchgeführt. Dabei kommen ebenso minimalinvasive Verfahren zum Einsatz. Das heisst, mit kleinsten Schnitten wird der betroffene Darmabschnitt entfernt. Am See-Spital können wir diese Operation auch roboterassistiert mit da Vinci durchführen.

 

Für den Eingriff werden über fünf kleine, ca. 1 cm grosse Schnitte die Kamera sowie die Instrumente eingeführt. Der zu entfernende Darmteil ist in der Regel zwischen 20 und 30 cm lang. Dieser wird mit den dazugehörenden Venen und Arterien abgetrennt. Danach wird der verbleibende Darmteil mit dem Rektum (Mastdarm) wieder verbunden. Es handelt sich dabei um einen Eingriff, der von der Komplexität her im mittleren Bereich liegt.

 

Die Entfernung des S-Förmigen Teils des Darmes bedeutet für Patient*innen kein Nachteil. Die zusammengeführten Darmteile übernehmen die Funktion uneingeschränkt. Ein künstlicher Darmausgang ist bei dieser Operation nicht nötig. Am See-Spital prüfen wir noch während der Operation mittels einer Infrarotkamera und einem über die Vene gespritzten grünen Farbstoff, ob die Naht gut durchblutet ist. Denn für eine schnelle und gute Heilung der Naht sind folgende Faktoren ausschlaggebend: eine unmittelbare gute Durchblutung sowie gute Vitalkost so rasch als möglich nach der Operation. Die Dauer des Spitalaufenthaltes beläuft sich auf 4 bis 6 Tage.

Darmkrebsoperationen finden wann immer möglich minimalinvasiv oder mit da Vinci statt.

Darmkrebs

Beim Darmkrebs handelt es sich um einen bösartigen Tumor, der sich vor allem im Dickdarm ausbreitet. Selten sind Krebstumore im Dünndarm zu finden. Der Tumor geht aus der Schleimhaut hervor, seltener auch aus der Darmwand, bei welcher sich funktionelles Gewebe in bösartiges umwandelt. Dickdarmkrebs entsteht oft aus gutartigen Vorstufen wie Polypen. Mit der Zeit verändern sich die Zellen und mutieren zu bösartigem Gewebe. Die Früherkennung spielt eine wichtige Rolle im Kampf gegen Darmkrebs. Im frühen Stadium kann der Tumor bei der Darmspiegelung entfernt werden. Darmkrebs macht sich meist lange nicht bemerkbar. Bekommt eine Person Symptome wie Blut oder Schleim im Stuhl, Durchfall abwechselnd mit Verstopfung, Stuhldrang ohne Entleerung, neu auftretende Verstopfungen, wiederkehrende Bauchschmerzen, Gewichtsabnahme, Fieber ohne Erkältungszeichen oder auch fehlender Appetit, ist der Krebs oft bereits über längere Zeit gewachsen.

Risikofaktoren Darmkrebs

Vorsorgeuntersuchungen mittels Darmspiegelung sind ab 50 Jahren empfohlen und werden auch von der Krankenkasse getragen. Früherkennung ist im Bereich von Darmkrebs wichtig. Je früher die Tumore erkannt und entfernt werden können, desto grösser die Heilungschancen. Bei familiären Vorbelastungen sind Kontrolluntersuchungen bereits vor 50 empfohlen. Auch bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa sind regelmässige Darmspiegelungen von grosser Bedeutung. Ein allgemein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung, Bewegung und normalem Gewicht helfen, den Darm so gesund wie möglich zu halten.

Diagnose Darmkrebs

In der Schweiz erkranken pro Jahr rund 4’500 Menschen an Darmkrebs. Rund 60 bis 70 Prozent der Darmtumore befinden sich in den letzten dreissig Zentimeter des Dickdarms. Die Diagnose wird durch eine Biopsie und Untersuchung des Gewebes gestellt. Die Stadien des Tumors werden in verschiedene Klassen unterteilt.  Ausschlaggebend für die Klassifizierung ist, wie tief der Tumor bereits in die Darmwand eingedrungen und wie aggressiv das Gewebe ist, ob Lymphknoten befallen sind oder ob sich sogar Metastasen gebildet haben. Vertiefte Untersuchungen mittels Computertomographie des Bauches und der Brusthöhle geben Aufschluss über mögliche Ableger. Darmkrebs metastasiert oft in der Leber oder Lunge.

Operationsvorbesprechung

Behandlung von Darmkrebs

Darmkrebs wird je nach Stadium mehreren Behandlungen unterzogen. Wichtig dabei ist, dass eine gründliche Grunduntersuchung erfolgt. Dadurch können Ärzt*innen wichtige Informationen über das Krebsstadium feststellen und die Behandlung entsprechend planen und aufbauen. Bis zur operativen Behandlung können gut ein paar Wochen verstreichen. Der Darmkrebs wächst oft nicht so schnell, sodass Zeit bleibt für die ausführliche Aufarbeitung. Eine gute Vorabklärung führt zu einer patientenspezifischen Behandlung, was bessere Resultate erzielt.

 

Eine radikale operative Entfernung des befallenen Darmteiles ist oft die Basis der Behandlung. Die Operation erfolgt mittels laparoskopischem Eingriff oder roboterassistiert mit da Vinci. Dies bedeutet der Eingriff ist minimalinvasiv mit kleinen Schnitten.

 

Je nach Fortschrittsgrad werden die umliegenden Lymphknoten zusätzlich entfernt und die Person unterzieht sich einer Chemotherapie. Sind keine Lymphknoten befallen, braucht es keine Chemotherapie. Die Nachsorge erfolgt mittels regelmässigen endoskopischen Untersuchungen sowie computertomographischen Kontrollen des Bauchraumes und Brusthöhle. Wird in den 5 Jahren nach der Operation kein Krebs mehr diagnostiziert, gelten Patient*innen als geheilt. Krebs ist genetisch vererbbar, eine Information an die Angehörigen ist essenziell und eine entsprechende frühzeitige Vorsorgeuntersuchung angebracht.

 

Nach der Operation folgt eine rund dreimonatige Genesungszeit. Folgt eine Chemotherapie, ist die Behandlung des Darmkrebses entsprechend länger. Essen können Patient*innen unmittelbar nach der Operation wieder. Die Heilungschancen hängen vom Krebsstadium ab. Je früher Krebs erkannt wird, desto höher die Heilungschancen.

Blick in die Konsole

Dr. med. Stephan Sager, Chefarzt Chirurgie

med. pract. Aamr Orban, Leitender Arzt Chirurgie

Verbindung zu den Leistungen vom See-Spital

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