Die über den Schlaf wachen …

Im Schlafzentrum wird über den Schlaf gewacht

12-01-21
Im Schlafzentrum wird über den Schlaf gewacht

Hinter einer wiederkehrenden Tagesmüdigkeit ohne ersichtlichen Grund kann ein gestörter Schlaf liegen.

5 Minuten
Sarah Buob
Share

Eine Analyse im Schlafzentrum gibt Aufschluss darüber, welche Reize dazu führen, dass der wichtige Tiefschlaf zu kurz kommt.

Schlafen ist intim

Es ist 18.30 Uhr. Einer von zwei Patienten, die heute im zertifizierten Schlafzentrum am See-Spital in Kilchberg übernachten, sitzt bereits im Schlafanzug im Zimmer und wird von der Schlaflaborantin verkabelt. Dreizehn Elektroden befestigt sie an seinem Kopf, und zwar an Stellen, die sich nach einem internationalen Standard richten. Sie messen die Hirnströme und die Muskelspannung der Augen, die sich im Traumschlaf bewegen, sowie die Anspannung des Kinns. Das gibt Aufschluss darüber, ob der Patient mit den Zähnen knirscht. Die Prozedur der Verkabelung dauert lange. Je nach Haardichte und Frisur kann sie bis zu einer Stunde in Anspruch nehmen.

 

Diese Zeit wird gleichzeitig für ein Gespräch genutzt. «Es ist wichtig, dass die Atmosphäre stressfrei und ruhig ist», sagt Susanne Jesse, Leiterin des Schlafzentrums. «Schlafen ist intim. Viele Patienten haben Respekt vor der bevorstehenden Nacht. Ausserdem befürchten sie, dass sie mit der Verkabelung nicht schlafen können» Ein vertrauensvoller, professioneller Umgang hilft dem Patienten, sich wohlzufühlen.

 

Während die Schlaflaborantin die Elektroden mit einem Spezialklebstoff bestreicht und auf die Kopfhaut des Patienten aufträgt, erzählt dieser, weshalb er hier ist. Er habe auf der Autobahn einen Sekundenschlaf gehabt, der bis auf einen Blechschaden glimpflich ausgegangen sei. Das habe ihn aufgerüttelt und dazu bewogen, sich abklären zu lassen. Geschichten wie diese hört die Schlaflaborantin häufig. Meist sind extreme Tagesmüdigkeit und Schläfrigkeit der Anlass, den Hausarzt und das Schlafzentrum aufzusuchen.

Für die Messungen werden verschiedenste Sensoren angebracht.

Die Ursachen für Schlafstörungen sind vielseitig. Sie können pneumologischer, psychologischer oder neurologischer Natur sein oder von Atemwegsbehinderungen in der Nase oder im Hals herrühren. Ihre Auswirkungen aber sind vergleichbar: Die Reize führen zu kurzen Wachphasen, die den Schlaf unterbrechen, ohne aktiv wahrgenommen oder erinnert zu werden. Die Folge ist eine wiederkehrende, nicht erklärbare Müdigkeit, gepaart mit Konzentrationsstörungen.

Meist sind extreme Tagesmüdigkeit und Schläfrigkeit der Anlass, den Hausarzt und das Schlafzentrum aufzusuchen.

Susanne Jesse, Leiterin des Schlafzentrums

Eine Schlafanalyse soll diese Weck-Reize aufdecken. Dazu werden nicht nur Hirnströme und Muskelaktivitäten aufgezeichnet, sondern auch Augenbewegungen, Atmung über Mund und Nase, Schnarchen, Herzfrequenz, Beinbewegungen, Körperlage und Sauerstoffsättigung. Neben Elektroden an Kopf und Beinen trägt der Patient einen straffen Bauchgurt mit Messgerät, ein Pulsoximeter sowie eine Nasenbrille.

 

«Sie dürfen im Schlaf so liegen, wie Sie es sich gewohnt sind», sagt die Schlaflaborantin ihren beiden Patienten. «Wie soll das denn gehen? », denkt man sich beim Betrachten der Verkabelung. Offenbar kommen aber die meisten Patienten gut damit klar. Es gibt sogar Menschen, die im Schlafzentrum besser schlafen als zuhause. «Menschen mit Schlafstörungen haben oft Angst vor dem Schlafen», erläutert Susanne Jesse. «Weil sie über eine Kamera von uns überwacht werden, fühlen sie sich sicher und ihre innere Anspannung fällt von ihnen ab. »

 

Die Nacht wird auf Video aufgezeichnet, inklusive Ton. Am Morgen bespricht Susanne Jesse mit den Patienten die Aufnahmen. Diese sind oft sehr eindrücklich und geben Aufschluss über die Ursache der Schlafstörung. Das Gespräch mit der Schlafexpertin ist aber rein analytisch. Die Resultate werden in der schlafmedizinischen Sprechstunde in der Pneumologie Horgen detaillierter besprochen, ebenso die Therapie. «Immer wieder interessant ist, wie die subjektive Schlafwahrnehmung von der objektiven Messung abweicht», sagt Jesse. «Tendenziell ist es so, dass wir unseren Schlaf unterschätzen. Wir schlafen mehr, als wir annehmen.»

Tendenziell ist es so, dass wir unseren Schlaf unterschätzen. Wir schlafen mehr, als wir annehmen.

Susanne Jesse, Leiterin des Schlafzentrums

Schlafstörungen professionell abklären

Schlafprobleme können vielfältig sein. Leiden auch Sie unter Schlafstörungen, zögern Sie nicht unser Fachteam zu kontaktieren.

Andere Blogartikel