Notfall

Seit kurzem wird unsere Notfallstation von Lauri Röllin, Leitender Arzt der Inneren Medizin mit Fachausweis in klinischer Notfallmedizin, geführt. Röllin ist kein neues Gesicht am See-Spital. Als Oberarzt angefangen, hat er sämtliche Entwicklungen in den letzten Jahren miterlebt. Jetzt möchte er den nächsten wichtigen Schritt mitprägen – den Umzug in den Neubau und die Umsetzung einer neuen Notfall-Strategie.

Auf die neue Notfallstation kann sich die regionale Bevölkerung freuen. Neben einem separaten Eingang mit einer vorgelagerten Triage-Stelle wird es in Zukunft zwei Notfallbereiche geben: In einem Bereich kümmern sich Assistenz- und Kaderärzt*innen um kleinere Notfälle, im zweiten Bereich werden schwere Notfälle behandelt.

Dank der Selektion an der Triage-Station – welche den internationalen Richtlinien des Emergency Severity Index folgt – werden die Abläufe effizienter und die Wartezeiten kürzer. Der Emergency Severity Index wurde von Notfallmedizinern und Pflegenden an der Harvard Medical School entwickelt. Der Triage-Algorithmus besteht auf fünf Stufen. Stufe 1 wird als lebensbedrohlich und Stufe 5 als wenig dringlich beurteilt.

In der neuen Notfallstation sollen die Stufen 4 und 5 direkt dem Praxisbereich zugewiesen werden. Darunter gehören Krankheitsbilder wie Bienenstiche, Schnittwunden, kreislaufstabile Patient*innen mit ausgerenkten Knöcheln oder auch Hals-, Nasen-, Ohrenkrankheiten sowie Augenproblematiken. Lauri Röllin sieht darin klare Vorteile: “Der Aufenthalt im Notfall verkürzt sich. Gleichzeitig profitieren schwere Fälle von einer klar definierten Behandlungsstrategie und Kontinuität in der ärztlichen und pflegerischen Betreuung. Auch hygienetechnisch – das hat uns für die Pandemie vor Augen geführt – hat ein getrennter Patient*innenstrom Vorteile.” Lauris Vision beinhaltet eine enge Zusammenarbeit mit lokalen Hausärzt*innen im neuen Notfallbereich.

Generell wird die neue Notfallstation grösser und heller. Jede Patientin und jeder Patient wird in einer separaten Koje betreut und behandelt, welche mit grossen Fenstern und teils integrierter Nasszelle zu mehr Komfort führen wird. Zudem hat der Rettungsdienst die Möglichkeit, direkt vor den Eingang zu fahren. “Ein weiterer Vorteil ist die Nähe zu den Fachbereichen und die kurzen Wege”, so Lauri Röllin. “Wir haben diverse Fachärzt*innen in Leitenden Funktionen direkt im Haus, eine eigene Frauenklinik für alle gynäkologischen Beschwerden und Notfälle rund um die Geburt. Zum Team gehören auch erfahrene Ärzt*innen der Anästhesiologie und Intensivmedizin.”

Röllin schätzt die interdisziplinäre Zusammenarbeit und möchte diese in Zukunft noch weiter fördern: “Ich möchte die Patient*innen in den Mittelpunkt stellen.” Darunter versteht er, das jede Patientin und jeder Patient möglichst eine ärztliche und pflegerische Ansprechperson auf dem Notfall hat und von diese über die diagnostischen und therapeutischen Schritte kontinuierlich informiert werden kann. Dies helfe, Vertrauen aufzubauen. Gerade für das betagte Patientengut, welches zum grössten Teil an Polymorbidität leide, d.h. mehrfache Krankheiten und Diagnosen mitbringt, ist der persönliche Kontakt und die Kommunikation eminent wichtig. “Wir möchten von Anfang an klären, was die Patientin oder der Patient möchte und was das Ziel des Aufenthaltes sein soll. Diese wichtigen Informationen gelangen direkt weiter an das Behandlungsteam auf der Bettenabteilung oder der Intensivstation. Die Grösse unseres Hauses ist für diesen Behandlungsfluss ideal”, so Röllin.

Lauri Röllin wird als kommunikativer Arzt geschätzt. Er ist jemand, der sich für seine Patient*innen interessiert. “Ich möchte auch die kleinen Probleme und sozialen Hintergründe wissen. Diese Informationen sind wichtig für die Behandlungsstrategie.”

Lauri Röllin ist zweisprachig aufgewachsen. Seine Muttersprachen sind Deutsch und Finnisch, zudem beherrscht er Englisch, Französisch und Italienisch, was im Alltag auf der Notfallstation seine Vorteile hat. Seinen interkulturellen Erfahrungsschatz, den er sich unter anderem in Frankreich und Zentralafrika angeeignet hat, lässt er gerne in seine Arbeit einfliessen. Aufgewachsen ist Röllin in St. Gallen, das Medizinstudium hat er in Basel absolviert, bevor er noch in der Weiterbildungszeit in den Raum Zürich wechselte. Die regional gute Vernetzung kommt ihm als Leiter der Notfallstation zu Gute. Falls es die Zeit erlaubt, spielt der Vater von drei Kindern gerne Fussball, geht Ski fahren oder einfach in die Natur. Und als Amateur-Cellist liebt er die Musik.

Lauri Röllin weiss, dass der Notarzt oder die Notärztin in einem Regionalspital der zentrale Kontakt für andere Abteilungen ist und so liegt eine weitere Vision nicht fern, nämlich die Notfallstation des See-Spitals zu einer herausragenden Ausbildungsstätte für Ärztinnen und Ärzte zu machen. “Ich möchte, dass wir eine anerkannte Notfallausbildungsstätte werden, wo wir Notfallärztinnen und -ärzte SGNOR ausbilden, denn wir geben unser Wissen sehr gerne an jüngere Mitarbeitende weiter,” so Röllin. Ziel sei auch, dass man die wichtigste Notfallanlaufstelle für die Region bleibe und der Bevölkerung die bestmögliche, rasch verfügbare Versorgung biete.

Telefonnummern im Notfall:
Notfallstation Horgen: 044 728 11 11
Rettungsdienst: 144
Bei Vergiftungen, Toxikologisches Institut: 145
Notfallzahnarzt (24 Stunden): 0840 401 401
Bei psychischen Notfällen, für Notfallpsychiater: 044 360 44 44
Die dargebotene Hand: 143