Rettungsmedizin

Wenn Minuten zählen.

15-09-22
Vom Paradies zurück ins Leben

Eine Patientenstory mit Happy End.

3 Minuten
Frank Engelhaupt
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Ein ganz normaler Montagmorgen. Herr S. steht früh auf, macht sich seinen Kaffee und setzt sich an den Küchentisch. Seine Frau setzt sich zu ihm, sie merkt sofort, dass etwas nicht stimmt. Ihr Mann ist kurzatmig, wirkt apathisch, auf Fragen reagiert er kaum. Beim Hausarzt wird eine leichte Covid-Erkrankung diagnostiziert, Herr S. kann stabil nach Hause entlassen werden. Doch am Nachmittag verschlechtert sich der Zustand des 81-jährigen. Wie ein Schlafwandler geht er zurück ins Bett – etwas, das Herr S. noch nie zuvor in seinem Leben getan hat.

 

Herr S. beginnt zu röcheln, bekommt immer weniger Luft. Seine Frau alarmiert die Nachbarin. Beim Versuch, Herrn S. in seinem Kissen aufzurichten, rutscht er schlaff aus dem Bett auf den Boden, von wo ihn die beiden Frauen nicht wieder zurück ins Bett hieven können. Dass er am Boden gelegen hat, ist das Letzte, woran sich Herr S. im Nachhinein erinnert: „Ich weiss noch, dass ich mit aller Kraft versucht habe, aufzustehen. Doch dann – Filmriss.“

Dr. med. Michael Übersax im Gespräch mit einem Patienten.

Meine Prognose war alles andere als optimistisch.

Dr. med. Michael Übersax

Mit Blaulicht braucht Dr. Übersax exakt zehn Minuten, um vom See-Spital zu seinem Patienten zu gelangen. Zusammen mit dem Team des Rettungsdienstes findet er Herrn S. röchelnd am Boden, Atmung und Blutdruck sind besorgniserregend. Das Team des Rettungsdienstes und der Notarzt reagieren rasch und es gelingt ihnen, mit einem Tubus Sekret aus der Lunge abzusaugen: „Offenbar war Mageninhalt in die Lunge gelangt, was ein grosses Entzündungs- und Infektionsrisiko mit sich bringt. Da Herr S. bewusstlos war und um die Lunge vor weiterem Schaden zu schützen, musste der Notarzt Herrn S. in Narkose versetzen und intubieren. Meine Prognose war alles andere als optimistisch”, so Dr. Übersax, Notarzt.

 

Während Dr. Übersax und der Rettungsdienst um das Leben ihres Patienten kämpfen, ist dieser an einem ganz anderen Ort. Sein Erleben beschreibt Herr S. später als Nahtoderfahrung: „Ich war an einem Ort, der nur aus Farben bestand. Vor allem rot und gelb in einer wunderbaren Natur mit vielen Bäumen. Ich lag sanft und fühlte mich geborgen, als wäre ich im Paradies.“

 

Der Rettungswagen fährt Herrn S. Ins Unispital Zürich, wo er auf der Intensivstation versorgt wird, bevor man ihn weiter ans Triemli und schlussendlich in die Hirslanden-Klinik verlegt. Dort geht es ihm zunehmend besser. Während der Reha ist er diszipliniert und obwohl ihn das Training stark ermüdet, bleibt er motiviert: „In den ersten Tagen war ich sehr erschöpft und habe jede Nacht mehr als 12 Stunden geschlafen. Doch ich hatte den unbedingten Willen, wieder zu Kräften zu kommen. Heute fühle ich mich, als wäre alles gar nicht passiert.“

Die Zusammenarbeit zwischen den Spitälern hat reibungslose geklappt.

Patient S.

Dr. Übersax ist überaus positiv überrascht, als er seinen Patienten zum ersten Mal wiedersieht: „Nach allem, was war, habe ich einen stark geschwächten Patienten erwartet. Dass ich Herrn S. in so einer guten Verfassung wiedersehe, freut mich natürlich sehr. Seine Disziplin während der Reha hat sich absolut ausgezahlt.“

 

Herr S steht mittlerweile wieder mit beiden Beinen fest im Leben. Er wandert, fährt Velo, geniesst Ausflüge in die Natur. Er ist froh, dass die Zusammenarbeit zwischen dem See-Spital, dem Unispital und der Hirslanden-Klinik so reibungslos geklappt hat. Mit Dr. Übersax hat er sich am See-Spital getroffen, um sich bei ihm persönlich zu bedanken. Eine schöne Geste, die das Happy End perfekt macht.

Verbindung zu den Leistungen vom See-Spital

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