Chirurgie

Da Vinci - Robotik im Operationssaal

28-09-22
Chirurgie – Da Vinci

Robotik im Operationssaal

5 Minuten
Frank Engelhaupt
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Seit August 2022 verfügt das See-Spital über einen ‘Da Vinci’. Das roboterassistierte Operationssystem besteht aus einer Steuerkonsole für die Ärztin resp. den Arzt, einer Robotikeinheit mit vier Armen, an dem die Operationsinstrumente angebracht sind, sowie dem Videosystem mit mehreren Monitoren. Für unseren Blog hatten wir die Möglichkeit, Dr. Scott Putman über die Schultern zu sehen, wie er mit ‘Da Vinci’ eine Prostataresektion durchführt.

Über die ‘Tentakel’ am Patientenwagen gelangen die Operationsinstrumente in die Bauchhöhle der Patient*innen (Bild: ‘Da Vinci’-Demonstration am Tag der offenen Tür im September 2022)

'Da Vinci' im Einsatz bei einer Prostataresektion.

Der erste Schnitt ist nur knapp einen Zentimeter lang. Durch die kleine Öffnung wird eine Hohlnadel in den Bauch des Patienten geführt, durch welche CO₂ in die Bauchhöhle strömt. Der Bauch des Patienten bläht sich auf, so entsteht Platz für die Kamera und die Operationsinstrumente.

 

Es folgen weitere Einschnitte für die sogenannten Trokare. An ihnen befestigt Dr. Putman die ‘Tentakel’ des Patientenwagens, durch welche Kamera und Operationsinstrumente in den Bauch des Patienten gelangen.

Die Operationsinstrumente gelangen über die Trokare in den Bauchraum.

Sobald der Roboter installiert ist, wechselt Dr. Putman seinen Platz. Dieser befindet sich allerdings nicht am OP-Tisch, sondern an der Steuerkonsole. Durch die Konsole sieht Dr. Putman in den Bauchraum des Mannes, der knapp vier Meter neben ihm liegt.

 

Vorbei an Samenleiter und Samenblase arbeitet sich Dr. Putman zur Prostata vor. Geschnitten wird mit elektrischen Impulsen, welche die entstandenen Wunden direkt versiegeln. «So blutet es weniger, was den Genesungsprozess verkürzt», erklärt der Chirurg.

"Bei einer Prostataresektion entscheiden Millimeter über die Lebensqualität nach der Operation."

Dr. Scott Putman, Urologe

Der ‘Da Vinci’ am See-Spitals gehört zur vierten und neusten Generation. Doch was bringt das System den Patient*innen im Vergleich zur klassischen “Handarbeit”?

 

Neben dem geringeren Blutverlust und der Tatsache, dass keine grossen Einschnitte in die Bauchdecke nötig sind, hebt Dr. Putman vor allem die hohe Operationspräzision hervor: “Die Prostata ist umgeben von Nerven, welche für die Kontinenz und Potenz verantwortlich sind. Millimeter entscheiden über die Lebensqualität nach der Operation. Hier kann ‘Da Vinci’ mit seiner Präzision punkten. Er hebt hebt das Niveau eindeutig.”

Erfolge in der Urologie.

Inzwischen ist Dr. Putman beim Blasenhals, dem Übergang von der Harnröhre zur Blase, angelangt. Die Prostata von der Blase zu trennen ist eine der heikelsten Phasen des Eingriffs. «Hier verlaufen sehr viele Gefässe», sagt Putman und deutet auf eine pulsierende Arterie. Der Assistenzarzt setzt Klemmen, um Blutungen vorzubeugen.

 

Bevor er die Prostata entfernen kann, entnimmt Dr. Putman Lymphgewebe. Dieses wird anschliessend im Labor untersucht, um sicherzustellen, dass der Tumor nicht gestreut hat. Anschliessend werden Blase und Harnröhre wieder zusammengenäht, die Prostata liegt nun vollständig von ihrer ursprünglichen Umgebung getrennt im Unterbauch.

Die Steuerkonsole liefert ein bis zu 10-fach vergrössertes 3D-Bild des Operationsfeldes.

Das Operationsteam befindet sich nun auf der Zielgeraden. Nachdem Blase und Harnröhre wieder verbunden sind, wird die Prostata in einen Bergbeutel gepackt, den der Assistenzarzt über einen Trokar in den Bauch führt.

 

Jetzt ist es Zeit, die Trokare zu entfernen und die Prostata durch einen der Einschnitte aus dem Bauch zu holen. Dafür tritt Putman wieder an den OP-Tisch. Wenige Handgriffe reichen, dann hält der Chirurg das blutige Säckchen in der Hand: «Da ist die Prostata», sagt er. Die Freude über den gelungenen Eingriff ist ihm trotz Maske anzusehen.

 

Scott Putman putzt seine Brille. Sein Patient wird nun noch ein paar Tage im Spital bleiben. «Ich erwarte, dass er in ein paar Monaten wieder sämtliche Funktionen zurückgewinnt und ein normales, krebsfreies Leben führen kann.»

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